French Olympic Week 2023
Berichte von Theres Dahnke, Matti Cipra, Hannah Anderssohn und Malte Winkel
Hyeres, ein Ort mit vielen Erinnerungen
Nach der Princess Sofia Trophy war die Verschnaufpause nur kurz und dann ging es für uns schon zur nächsten großen Regatta der Saison. Die Regatta in Hyeres ist für uns immer etwas besonderes, weil wir mit diesem Ort so viele Erinnerungen verbinden durch die vielen Trainingslager im Opti, 420er und auch 470er mit dem SVMV jedes Jahr im Februar.
Zur Regatta traten 64 Teams im 470er an, die um die Medaillen kämpften. Im Vortraining konzentrierten wir uns auf Speedtests und Trainingsrennen.
Für die ersten Tage der Regatta erwartete uns ein starker Mistral. Tag 1 bescherte uns 16-25kn, wir segelten dicht unter Land auf Bahn Foxtrott, was die Rennen sehr kompliziert macht, durch die starken Dreher und Windunterschiede. Hinzu kam noch eine Kenterung im zweiten Rennen, daher standen nach dem ersten Tag zwei 12. Plätze auf der Ergebnisliste. An Tag 2 legt der Wind nochmal eine Schippe drauf, die Wettfahrtleitung schickte die 470er auf den Kurs, aber als wir dort angekommen waren bei ungefähr 30kn schickte die Rennleitung uns direkt wieder rein, wegen zu viel Wind und einem Problem mit den Tonnenlegern. An Tag 3 änderte sich das Wetter komplett. Für die restliche Woche würden uns Leichtwindbedingungen begleiten. Der dritte Regattatag war einer der längsten Tage auf dem Wasser, die wir je hatten. Über 8 Stunden waren wir auf dem Wasser, in denen wir 3 Rennen segelten. Es war ein solider Tag für uns und so zogen wir auf dem 18. Platz ins Goldfleet ein. Auch der nächste Tage war sehr anstrengend, auch wenn wir nur 4 Stunden brauchten für 3 Wettfahrten, verlangen einem Wettfahrten, in denen Flagge O oben ist, alles ab. Zwei TOP 10 Platzierungen und ein Streichergebnis katapultieren uns vor dem letzten Fleetracetag auf den 11. Platz. Das Ziel war klar: Medalrace. Die Bedingungen waren am letzten Tag sehr wechselhaft und drehig. Leider fanden wir unseren Rhythmus an dem Tag nicht und so beendeten wir die Regatta auf dem 16. Platz, also leider wieder kein Medalrace, aber dennoch konnten wir Fortschritte feststellen zur letzten Regatta. Der Trend geht also aufwärts und so starten wir positiv in die Vorbereitung der Europameisterschaft, die vom 15. bis 20. Mai in Aregai/Italien stattfindet.
Liebe Grüße Theres und Matti
Ein intensiver französischer Monat
Der April war ein intensiver französischer Monat für mich. Insgesamt 23 Tage habe ich in Marseille bzw. Hyères verbracht. Das bereits Ende März gestartete Trainingslager in Marseille haben wir mit hohem Pensum nach Ostern beenden können und waren sehr zufrieden mit der Anzahl und Qualität an Trainingsstunden. Positiv gestimmt sind wir eine Woche später zur Semaine Olympique Française nach Hyères gefahren. Dort haben wir im Vortraining versucht Revieranpassung und Ermüdung vor dem Wettkampf bestmöglich zu balancieren. Hyères ist zwar nur eine Auto Stunde östlich von Marseille, aber von den Segelbedingungen schon noch minimal anders was die Welle und den Wind angeht. Trotzdem würde ich rückblickend sagen, dass die Vorbereitungen ziemlich optimal liefen. Dementsprechend gut bin ich am 24.04.23 in die Regatta gestartet und konnte trotz der sehr windigen Bedingungen eine solide und vor allem konstante Leistung abrufen. Gerade bei stärkerem Wind hatte ich bei der Europameisterschaft einen Monat zuvor noch ziemlich zu kämpfen. Tag 2 von 5 war noch windiger als der Erste mit typischem Mistral Wind, sodass wir nach einem Rennen aus Sicherheitsgründen reingeschickt wurden. Die folgenden drei Tage waren dann von sehr leichtem Wind und grenzwertigen Entscheidungen der Wettfahrtleitung geprägt. Als hochkarätiger Wettkampf, welcher von WorldSailing ausgerichtet wurde, hatten wir Segler uns definitiv mehr erhofft als das, was von den Veranstaltern gezeigt wurde. Es herrschten leider keinerlei faire Segelbedingungen mehr, wofür natürlich teils die Windbedingungen verantwortlich waren, aber zum großen Teil auch die Entscheidungen der Verantwortlichen. Nichtsdestotrotz ist am Ende wieder die Weltspitze vorne gewesen, was uns gezeigt hat, dass ich, gerade wenn es schwierig bzw. grenzwertig wird mit segelbaren Bedingungen, noch deutlich Nachholbedarf habe. So sind wir fast schon ein bisschen froh, dass uns Punkte wie dieser jetzt noch am Anfang der Saison aufgefallen sind bevor es später im Jahr schwierig wird daran noch zu arbeite. Dementsprechend motiviert geht es in 7 Tagen zurück nach Marseille aufs Olympiarevier.
Der kleine Rückschlag wird mich nicht davon abhalten, weiter hart an meinen Zielen zu arbeiten
Hannah Anderssohn
Nach Mistral und Leichtwind auf dem Podium in Hyeres
In der direkten Vorbereitung hatten wir meist leichte Winde unter 12kts, wo wir uns von Anfang an sehr wohl fühlten. Pünktlich zum ersten Wettkampftag kam dann der Mistral und stellte uns mit zeitweise über 20kts vor einige Herausforderungen. Wir hatten seit über einem Monat nicht mehr so viel Wind gehabt und so verlief unser Start recht turbulent. Im ersten Rennen verpasste ich bei einer Wende auf der Kreuz meine Ausreitgurte und machte bereits die erste Schwimmrunde. Trotz der Schwimmeinheiten trafen wir viele gute Entscheidungen und konnten uns mit einem guten Bootsspeed auf Rang 7 im Ziel wiederfinden. Im zweiten Rennen kam dann langsam die Sicherheit zurück und wir segelten das Rennen souverän in der Spitzengruppe. In einem engen Zweikampf um Platz 6 sorgten wir anschließend für den „Shot of the day“ für den wir dann nochmal unfreiwillig posierten. Wir haben den ersten Tag damit sehr gut überstanden, offensichtlich hatten viele mit den rauen Bedingungen zu kämpfen.
Der zweite Tag hielt nochmal eine Spur mehr Wind für uns bereit. Nach Startverschiebung an Land ging es dann bei konstant über 20kts und 30kts in Spitze raus auf unseren Regattakurs, welcher weit draußen lag. Wir fühlten uns beim Einsegeln eigentlich recht sicher und waren bereit für die Rennen, aber die Wettfahrtleitung entschied, uns sicherheitshalber wieder rein zu schicken.
Am dritten Tag war der Mistral vorbei und bei leichten Winden standen 3 Rennen auf dem Plan. Unser Regattakurs lag dicht an der Insel Porquerolles, wo der Wind an diesem Tag mal links und mal rechts um die Insel wehte. Das führte bei uns zu drei abgebrochenen Rennen aufgrund von Winddrehern oder schlichtweg zu wenig Wind. Wir schafften es dennoch die 3 geplanten Rennen zu beenden und nach 8 Stunden auf dem Wasser kamen wir spät Abends völlig fertig an Land. Wir schafften es die gesamte Zeit die Bedingungen anzunehmen und waren hellwach, sodass wir mit 2,8 und 4 drei sichere Rennen ins Ziel bringen konnten.
Am nächsten Tag ging es bereits um 10:00 Uhr wieder aufs Wasser diesmal bei stabileren Bedingungen zwischen 9kts und 12kts. Das bedeutete für alle Crews Schwerstarbeit. Wir haben in den Rennen stets viel investiert, aber den Sprung in die Spitzengruppe immer knapp verpasst. Mit den Plätzen 14,13 und 10 hielten wir aber nach wie vor den Anschluss an die Spitze und waren weiterhin ohne Streicher unterwegs.
Am letzten Tag vor dem Medal Race hatten wir wieder diese schwierigen Leichtwind-Bedingungen. Unsere deutschen Trainingspartner Anna Markfort und Simon Diesch (GER 11) waren uns dicht auf den Fersen und segelten ebenfalls eine starke Serie. Wir waren zu dem Zeitpunkt punktgleich und natürlich wollten wir uns beide für das olympische Testevent qualifizieren. Wir konnten fast nahtlos an die Performance aus dem zweiten Tag bei ähnlichen Bedingungen anknüpfen und uns so mit den Plätzen 9 und 2 in eine gute Position für das Medal Race bringen. Wir waren nur noch einen Punkt hinter Bronze. Mit einem sehr guten Start konnten wir das Feld früh kontrollieren und unseren direkten Gegnern in der Gesamtwertung das Leben schwer machen. Simon und Anna fuhren aufgrund von einem Einzelrückruf nochmals hinter die Startlinie, was uns sehr in die Karten gespielt hat. Am Ende gewannen wir das Medal Race und sicherten uns damit Bronze in Hyeres. Für Nastya und mich ist das die erste Medaille in 2023 und auch die erste Medaille in Hyeres überhaupt. Wir feiern für den Moment, um anschließend wieder mit vollem Fokus unsere weiteren Saisonziele anzugehen. Wir wollen unsere starke Trainingsgruppe beim olympischen Testevent natürlich würdig repräsentieren.
Malte Winkel