12. Seglertag 2011
Liebe Seglerinnen und Segler,
die zurückliegenden zwei Jahrzehnte waren für uns bewegte und bewegende Jahre. Ja,- liebe Segelkameraden, der am 10. Nov. 1990 in Neubrandenburg gegründete Segler-Verband Mecklenburg-Vorpommern hat viel bewegt; sowohl an der Küste, wie auch in den Binnenbereichen unseres schönen Landes. Außerdem können wir mit berechtigtem Stolz darauf verweisen, dass unser SVMV auch für die Sportpolitik im Land und darüber hinaus im DSV und anderen Gremien einen gewichtigen Beitrag geleistet hat.
39 Vereine aus allen Teilen unseres Landes erklärten am Gründungsseglertag ihren Beitritt zum SVMV und nahmen dazu die Glückwünsche der als Gäste anwesenden Vorsitzenden des Hamburger Segler-Verbandes Jürgen Schaper und des Segler-Verbandes Schleswig-Holstein Heiner Bald entgegen. Nach der notariellen Beglaubigung im Januar 1991 wurden wir mit der Urkundenrolle Nr. 68/1991 relativ früh als gemeinnütziger Verein beim Kreisgericht Rostock-Stadt eingetragen. Wenn wir heute auf 85 Mitgliedsvereine mit insgesamt rd. 7300 Einzelmitgliedern verweisen können, so kann man wohl mit Recht von einer guten, wenn auch noch nicht zufrieden stellenden Entwicklung der Mitgliederzahlen sprechen.
Boote, Vereinsheime und Sportboothäfen mussten mit großer Umsicht als vorheriges „Volkseigentum“ in die Rechtsträgerschaft der jungen Vereine überführt werden. Soweit sich diese teilweise recht wertintensiven Materialien und Einrichtungen im Anlagevermögen der Großbetriebe (Trägerbetriebe) befunden hatten, gelang es den vielerorts noch unerfahrenen Vereinsvorständen in einigen Fällen nicht, den Verkauf sog. „Filetstücke“ zu verhindern. Hier zeigte sich schon deutlich, wie wichtig eine starke Verbandsarbeit ist, denn es gelang durch fundierte Rechtsberatung mit Unterstützung des DSV einige besonders problematische Fälle zu Gunsten der betroffenen Vereine zu lösen.
Mit berechtigtem Stolz können wir darauf verweisen, dass wir von Beginn an das Kinder- und Jugendsegeln als Schwerpunkt unserer Verbandsarbeit betrachtet haben. Dennoch war dieser Weg nicht leicht. Von den ehemals mehr als 30% Anteil an Kindern und Jugendlichen ging es vor allem in den ökonomisch schwachen Vereinen spürbar bergab. Bezahlte Trainer, die zunächst über ABM noch relativ zahlreich waren und ein gutes Ausbildungsniveau hatten, konnten von vielen Vereinen nicht in feste Arbeitsverträge übernommen werden und wanderten folgerichtig in die Altbundesländer ab.
Dazu kam, dass die Bootsbestände zu veralten begannen und demzufolge bei Ranglistenregatten und Meisterschaften die Erfolge immer spärlicher wurden. Allmählich wurden jedoch diese Tiefstände überwunden. Es gelang mit Unterstützung der zuständigen Ministerien, Kommunen und des Landessportbundes wieder eine deutliche Aufwärtsentwicklung zu erreichen. Heute gibt es mit unterschiedlichen Lizenzen in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt wieder meist selbst von uns aus-und weitergebildete 142 Vereinstrainer, 2 hauptamtliche Verbandstrainer und einen vom Jugendseglertag gewählten Jugendobmann im Vorstand des SVMV.
Eine konsequente Bootsklassenpolitik auf der Grundlage der Richtlinien des DSV hat in Verbindung mit der erfolgreichen Arbeit in den Leistungstrainingsstützpunkten Greifswald, Stralsund, Schwerin, Wismar und Rostock beachtliche Erfolge gebracht. Dabei ist von Bedeutung, dass wir zunehmend besser die Arbeit mit Sponsoren gelernt haben. Die über viele Jahre stabile Zusammenarbeit mit der Ostseesparkasse Rostock, der Provinzial-Versicherung , der Glashäger Brunnen GmbH und vieler anderer ermöglichte nicht nur eine finanzielle Unterstützung der Vereine, sondern erleichterte auch dem SVMV den Aufbau seines Leistungsteams, das heute als „Glashäger Leistungsteam“ zielstrebig Olympia 2012 ansteuert.
In diesem Zusammenhang kann gar nicht hoch genug geschätzt werden, dass unsere Vereine in Erkenntnis der Wichtigkeit effektiver Trainingsmaßnahmen, intensiver Talentesichtung, hochwertigen Sportmaterials und Teilnahmen an internationalen Höhepunkten auf dem VIII. Seglertag in Wismar 2003 mit klarem Votum eine zusätzliche jährliche Leistungssportabgabe von 2,–€/Mitglied beschlossen haben. Das brachte im gezielten Zusammenwirken mit den Sponsoren zunehmend Erfolge bei nationalen und internationalen Höhepunkten.
Wenn auch Berlin und Leipzig die Bewerbungen um olympische Sommerspiele verloren haben, waren jedoch unsere Kampanien für die olympischen Segelwettbewerbe 2000 und 2012 erfolgreich und haben unser nationales und internationales Ansehen gestärkt. Besonders das am Warnemünder Leuchtturm von 3000 begeisterten Sportlern lebendig gestaltete Logo „Ich bin ein Rostock-Olymp“ wird vielen von uns in Erinnerung geblieben sein. Mit der Besatzung Rentsch/Haverland in Savannah und Monika Leu in Athen hatten wir die bisher einzigen Teilnehmer in den jeweiligen olympischen Segelwettbewerben. Die aktuellen Ergebnisse in den olympischen Bootsklassen lassen die berechtigte Hoffnung zu, dass Franziska Goltz im Laser, Jan Kurfeld im Finn und evtl. auch Alexander Schlonski/Mathias Bohn im Star die Olympiateilnahme 2012 schaffen werden. Nicht zuletzt auf Grund der natürlichen Voraussetzungen sollte klar sein: „Die Olympiamedaillengewinner im Skisport kommen aus Bayern und Thüringen aber im Segelsport aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.“
Angesichts verbesserter Koordination und erhöhter Konzentration kommen unsere Leistungskader heute aus 12 Vereinen des SVMV, d.h. mehr als 80% unserer Mitglieder engagieren sich im Breitensport. Das sind zum einen Regatten in allen Regionen unseres Landes von der internen Vereinsregatta bis zu den Großveranstaltungen wie Warnemünder Woche, Stralsunder Segelwoche, Ueckermünder Haffregatta u.v.a. Zum anderen sind es mehr oder weniger umfangreiche Langfahrten im Binnen-, Küsten- und Seebereich mit sportlichen Leistungen, die teilweise größte Hochachtung verdienen. D. h. die meisten von uns segeln nicht irgendwie, sondern sie treiben echten Segel-Sport!
Mit Recht verlangen wir von den Medien mehr Aufmerksamkeit. Dafür sind gute Wettkampfergebnisse, Teilnahmen an Fahrtenseglertreffen und Abrechnungen für den Fahrtenwettbewerb ebenso wichtig wie die Zuarbeiten für Zeitungen, Rundfunksender und das Fernsehen. Angesichts von Bestrebungen, Segelboote mit einer Luxussteuer zu belegen, statt sie als Sportgerät anzuerkennen, haben wir alle Veranlassung den Ausrichtern der Regatten und Fahrtenseglertreffen von Ueckermünde bis Wismar für ihre Bemühungen herzlich zu danken und die Segler zu ermuntern, ihre Leistungen konsequent für den Fahrtenwettbewerb abzurechnen.
Unser Sportplatz ist die Natur. – Wir können heute mit berechtigtem Stolz feststellen, dass unser Segler-Verband Mecklenburg-Vorpommern sehr erfolgreich nicht nur für uns, sondern auch vorbildlich für alle anderen Wassersport- Fachverbände im Land auf dem Gebiet Naturschutz und Raumordnung gearbeitet hat. Die jahrelang kreativ und konstruktiv arbeitende Wassersportkommission im LSB wurde auf Initiative des SVMV gegründet. Sie hat bei der Popularisierung der „Blauen Europaflagge“ mitgewirkt, die Initiative „Grünes Boot“ entwickelt, zusammen mit dem SV Schleswig-Holstein die Broschüre „Wind in den Segeln“ Natura 2000 heraus gebracht und die Absicherung unserer Sportausübung in den FFH-Gebieten erreicht, um nur einige Beispiele zu nennen. Unsere mehrjährigen Tests zur Wirksamkeit und Umweltverträglichkeit von Unterwasseranstrichen waren so aussagekräftig, dass bis heute entsprechende zentrale Projekte nach diesem Vorbild gestaltet werden.
Als gemäß den Forderungen der EU der Landessportbund die „Agenda 21 für den Wassersport“ herausgab, haben wir als einer der ersten Sport-Fachverbände auf dem Seglertag 2001 in Barth die für die praktische Umsetzung erarbeitete „Niklot-Erklärung“ unterzeichnet. Heute gibt es, beginnend mit dem Greifswalder Bodden-Revier an der Küste, anerkannte und wirksame freiwillige Vereinbarungen mit dem WWF zur Gewährleistung eines nachhaltigen Naturschutzes die z.T. als Muster für Ähnliches in anderen Sportverbänden dienen.
Unsere nun schon viele Jahre währenden Aktivitäten zur Erhaltung der Betriebsfähigkeit des Nothafens Darßer Ort bzw. der Schaffung einer gebrauchsfähigen Alternative in diesem Gebiet sind sowohl für die Sportausübung wie auch für den Naturschutz gleichermaßen wichtig. Die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs auf dem Wasser macht eine baldige tragfähige Lösung unabdingbar! Ein wichtiger Schritt und ein Beispiel für die immer engere Kooperation ist die dazu veröffentlichte Presseerklärung aller 5 norddeutschen Segler-Verbände.
Liebe Freunde und Segelkameraden,
in meiner kurzen Laudatio zum 20-jährigen Bestehen unseres Segler-Verbandes Mecklenburg- Vorpommern konnte ich nur einen Überblick zu unserer nicht immer, aber immer öfter erfolgreichen ehrenamtlichen Arbeit geben.
So sind wir durch unseren Vorsitzenden ein geachtetes Mitglied im Seglerrat und haben unter anderem 1995 viel Beifall als Gastgeber für die Ausrichtung des Deutschen Seglertages in Warnemünde erhalten.
Ich habe mit Absicht auf die Nennung von Namen verzichtet, weil ich der festen Überzeugung bin, dass jedes Vorstands- und Kommissionsmitglied nicht nur bei uns, sondern darüber hinaus auch in seinem Heimatverein eine engagierte und verantwortungsbewusste ehrenamtliche Arbeit leistet, deren gerechte Wichtung einerseits nicht möglich ist aber andererseits nicht hoch genug geschätzt werden kann.
Gerade an der Basis, d.h. in unseren Vereinen werden die Ideen für unsere Verbandsarbeit geboren und dort wird unsere Sportpolitik praktisch verwirklicht. Wir freuen uns deshalb, dass wir alljährlich einzelnen Mitgliedern ihren überdurchschnittlichen Einsatz für unseren schönen Segelsport mit unsrer Ehrennadel würdigen können.
Abschließend sei mir aber doch gestattet hervor zu heben, dass ohne die stets zuverlässige und kreative Arbeit unserer Geschäftsstelle in Warnemünde viele unserer guten Ergebnisse nicht möglich gewesen wären.
Ich meine, wir können stolz darauf sein, dass unser SVMV in den 20 Jahren seines Bestehens einen aktiven und vielfältigen Beitrag zu der von Herrn Süß so anschaulich dargestellten Erfolgspolitik des DSV für die Vereine geleistet hat und
danke für Eure Aufmerksamkeit.
Neddesitz a. Rg., den 19. März 2011
Dr. Dieter Goldschmidt